Dr. Christopher Muhler
Es gibt viele Wege, Demokratiebildung im schulischen Kontext zu implementieren. Doch gerade Arbeitsgemeinschaften, in denen bereits das Wort „Gemeinschaft“ prägend ist, bieten eine spannende und niederschwellige Möglichkeit, Schüler:innen an Prozessen, Entscheidungen und Planungen aktiv zu beteiligen und ihnen demokratische Handlungskompetenz über die Schule als Lernort hinaus zu vermitteln. Schulbibliotheken, die leider noch immer zum Teil ein Schattendasein führen, bieten hierzu hervorragende Möglichkeiten. So ist es möglich, das Thema „Nationalsozialismus“ mit ausgewählten Titeln aus den Bereichen Geschichte und Literatur in Form einer Ausstellung zu gestalten. Die didaktische Anlage von der Planung bis zum Produkt kann in die Hand der Lernenden gelegt und somit Verantwortung abgegeben werden. Die Lehrkraft bleibt, ist aber eher begleitende und reflektierende Instanz, Impuls- und Ratgeber statt Vorgebende:r des Rahmens. Ferner kann eine Bibliotheks-AG in ihrer Ausgestaltung im demokratiebildenden Sinne positiv geprägt werden, indem die Schüler:innen festlegen, welche Bereiche es z. B. gibt, wer wann welche Tätigkeiten ausführen soll und ob bzw. welche Aktionen für die Schulgemeinschaft erlebbar gemacht werden könnten. Sie koordinieren dabei Abläufe, regeln organisatorische Fragen und Anliegen, verwalten Nutzung und ggf. Raumbelegung. Zuletzt ist auch die räumliche Gestaltung einer Bibliothek eine Möglichkeit, demokratische Prozesse zu fördern, indem es Bereiche zum gemeinsamen Austausch gibt, Arbeitsbereiche für z. B. „Jugend debattiert“, die SMV oder Handapparate zur politischen Bildung, wobei auch Filme, Musik und andere Medienarten mit einbezogen werden können. Somit wird auch Medienbildung aktiv gelebt. Durch die Verflechtung dieser Bereiche schaffen Schulbibliotheken einen möglichen Raum zur Entwicklung, Entfaltung und Reflexion der eigenen Handlungsmöglichkeiten, welche auch über die Schule hinaus mitgedacht werden können.

Schreibe einen Kommentar