Die Legitimität von Bibliotheken wird im Prozess öffentlicher Meinungsbildung demokratischer Gesellschaften stets neu verhandelt und misst sich an der Fähigkeit, aktuelle Entwicklungen zu antizipieren und sich zu gesellschaftlichen, technologischen und/oder umweltbedingten Herausforderungen im Kontext rechtlicher Rahmenbedingungen und politischer Interessen zu positionieren. Der erste Band Bibliothek und Demokratie der Reihe Bibliothek und Gesellschaft nimmt diese Aushandlungsprozesse in den Blick, verbindet theoretische Analysen mit praktischen Erfahrungen und zeigt auf, wie Bibliotheken ihre Verantwortung unter aktuellen Spannungsfeldern und der Erosion demokratischer Werte gestalten. Im Zentrum steht die Bestimmung des Auftrags und des Wertverständnisses von Bibliotheken in einer demokratischen Gesellschaft. Dabei wird die Positionierung von Bibliotheken in rechtlichen Rahmenbedingungen, gesellschaftlichen Diskursen und unter politischer Einflussnahme in den Blick genommen sowie die Handlungsmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume angesichts tiefgreifender gesellschaftlicher Spannungen, Unsicherheiten und Umbrüche ausgelotet. Adressiert werden Bibliothekspolitik und -positionierung, Programme der Demokratieförderung und von Partizipation und Outreach sowie die Rolle von Bibliotheken in aktivistischen, institutionellen und zivilgesellschaftlichen Netzwerken. Eine interdisziplinäre, soziologische und politikwissenschaftliche Analyse erweitert den theoretischen Rahmen zur Positionsbestimmung von Bibliotheken in demokratischen Prozessen. Praxisstimmen bringen konkrete Erfahrungen ein und machen sichtbar, wie sich normative Ansprüche und institutionelle Realität miteinander verbinden, wo ‘Stolperfallen’ lauern und wie man diesen proaktiv und konstruktiv begegnen kann.

Ute Engelkenmeier

Ute Engelkenmeier ist Bibliotheks- und Informationswissenschaftlerin und arbeitet an der Technischen Universität Dortmund im Direktionsteam der Universitätsbibliothek mit den 3 Schwerpunkten Information und Lernort. Sie ist seit 2018 Bundesvorsitzende des Berufsverband Information Bibliothek e.V. (BIB) sowie im Vorstand des Dachverbands Bibliothek & Information Deutschland (BID). Sie ist Mitherausgeberin des Handbuchs Bibliothekspädagogik (2024) und zusammen mit Julia Abel Reihenherausgeberin der Reihe Lernwelten (begründet von Richard Stang).

Gustav Körner

Gustav Körner studiert an der FU Berlin Philosophie und Soziologie mit Schwerpunkt auf Politische und Soziale Philosophie sowie Globale und Transnationale Perspektiven. Seine Interessen liegen vor allem im Bereich von Gerechtigkeit, den politischen, sozialen und kulturellen Dimensionen gesellschaftlicher Verflechtungen, transkultureller Verständigung und den Herausforderungen globaler Demokratien.

Frauke Schade

Frauke Schade ist Bibliotheks- und Informationswissenschaftlerin und lehrt an der HAW Hamburg mit den Schwerpunkten Ethik, Public Relations & Public Affairs sowie im Profil Teilhabe in der Informationsgesellschaft. In der Forschung beschäftigt sie sich mit Verantwortung in institutionellen Kontexten sowie mit Ethik von Daten, Algorithmen und Künstliche Intelligenz. Sie ist aktiv im EU-Projekt und -Netzwerk PANORAIMA, das die gesellschaftlichen Auswirkungen von KI untersucht und für die Lehre aufbereitet und Mitglied der Ethik-Kommission der HAW Hamburg.